Der künstlerische Ansatz von Philipp Donald Göbel ist ein dynamischer, fast schon physischer Prozess des Eingreifens in Material und Raum. Es geht um eine konsequente Transformation, ein Spiel mit der Substanz, das durch Zerreißen, Falten, Biegen, Zerknüllen, Schneiden, Einschränken, Demontieren, Zerlegen und Wiederzusammenfügen eine völlig neue Realität schafft. Jedes dieser Verfahren ist nicht nur eine technische Geste, sondern ein Akt des Hinterfragens, ein bewusster Bruch mit dem Erwartbaren, um eine tiefere Wahrheit des Materials und der Form zu enthüllen.

Diese Herangehensweise ist mehr als eine bloße Dekonstruktion – sie ist ein Durchbrechen von Grenzen. Der Raum selbst wird geöffnet, durchbohrt, aufgerissen, um Einblicke in eine verborgene Dimension zu ermöglichen. Es entsteht eine Spannung zwischen dem Bestehenden und dem Entstehenden, zwischen Stabilität und Instabilität, zwischen Struktur und Chaos. Indem Philipp Donald Göbel die Materialität herausfordert, legt sich eine neue Schicht von Bedeutung über die Oberfläche – eine, die nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar wird.

Doch dieser Prozess ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit physischen Materialien, sondern auch mit Ideen, mit Konzepten, die sich im Laufe der Kunstgeschichte verfestigt haben. Das passive Hinnehmen von Konventionen wird durch eine aktive Befragung ersetzt. Die Kunstgeschichte und die Tradition der Malerei bleiben dabei stets präsent, nicht als starres Erbe, sondern als lebendiges Geflecht, das gedehnt, verzerrt, hinterfragt und weitergeführt wird. Philipp Donald Göbel setzt sich mit Widerstand auseinander – sowohl mit dem Widerstand des Materials als auch mit dem Widerstand der etablierten Sehgewohnheiten.

Doch das Ziel ist nicht die Zerstörung von Konventionen, nicht das radikale Brechen um des Brechens willen. Vielmehr geht es um eine Verdrehung, eine subtile Verschiebung, die das Bekannte in einen neuen Kontext rückt. Es entsteht eine Art poetischer Widerstand, der das starre Regelwerk aufweicht, verformt und zu neuen Möglichkeiten führt. Das, was einst als unveränderlich galt, wird plötzlich dynamisch, instabil, offen – ein Raum für Freiheit, für Bewegung, für neue Perspektiven.